Die Berufung von Schwester Clare (2024)

Sr. Clare wurde am 14. November 1982 in Derry, in Nordirland, geboren. Am 11. August 2001 ist sie mit 18 Jahren in die Gemeinschaft der „Dienerinnen des Heims der Mutter“ eingetreten. Sie legte ihre ersten Gelübde am 18. Februar 2006 ab und bekam den Namen Sr. Clare Maria von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und vom Herzen Mariens. Am 8. September 2010 legte sie ihre ewigen Gelübde ab. Seit ihren ersten Gelübden half sie in den Missionsstationen der Schwestern in Belmonte (Spanien), Jacksonville (Florida/USA), Valencia (Spanien), Guayaquil (Ecuador), und Playa Prieta (Ecuador). Ihr Heimgang war am 16. April 2016 bei einem Erdbeben in Playa Prieta.

Das folgende Zeugnis kann als „Autobiographie“ von Sr. Clare angesehen werden. Es ist eine Zusammenstellung aus Textausschnitten von verschiedenen Anlässen, wo sie ihre Bekehrungs- und Berufungsgeschichte in eigenen Worten selbst erzählt hat.

Als Sr. Clare im Jahre 2014 ihre Berufungsgeschichte geschrieben hat, gab sie ihr den Titel „Was für ein Film!“ Ihre Geschichte begann mit diesen Worten: „Ich hoffe, dass dieses Zeugnis deiner Seele helfen wird und du dadurch näher zu Gott kommst – denn wenn du nahe bei Ihm bist, wirst du wirklich glücklich sein.“

Warum ich?

Die Berufung von Schwester Clare (2)Zu Beginn erzählt Sr. Clare eine Begebenheit aus ihrer Jugendzeit, als sie bei der Show eines berühmten Hypnotiseurs war. Sie hatte seine Tricks durchschaut aber trotzdem mitgespielt. Jahre später waren ihre Familie und ihre Freunde immer noch überzeugt, dass sie ein „leprechaun“ hatte, einen unsichtbaren Kobold, den nur sie in ihrer Hypnose sehen konnte.

Ich erzähle diese Geschichte, denn als ich begriffen hatte, dass Gott mich zum gottgeweihten Leben beruft, hat niemand geglaubt, dass Gott ein Mädchen wie mich berufen würde. Viele fanden es unmöglich, dass ich eine Berufung haben könnte. Sie konnten sogar eher glauben, dass ich ein leprechaun hatte. Chesterton sagte einmal: „Wenn die Menschen beschließen, nicht an Gott zu glauben, dann werden sie fähig, an alles Mögliche zu glauben.“ Was für ein unglaubliches Zitat! Und was für eine traurige Wirklichkeit! Gott kann berufen, wen auch immer Er will, wann auch immer Er will, wo auch immer Er will… Warum? Weil Er Gott ist. Der Gründer unserer Gemeinschaft hat ein Gedicht geschrieben mit dem Titel „Warum ich?“, in dem es heißt: „Ich werde nicht länger fragen ‚Warum ich?‘, ich werde schlicht Deine Freiheit anerkennen und Dir danken unaufhörlich.“

Die Wahrheit ist, dass ich niemals daran gedacht hatte, eine Ordensschwester zu werden. Ich dachte daran, tausend anderes zu werden… aber niemals Schwester!

Kein Platz für Gott

Ich komme aus einem kleinen Fleckchen Erde in Nordirland, das Derry heißt. Eigentlich bin ich aus einer katholischen Familie, aber nur aus politischen Gründen. In Nordirland gibt es eine starke Trennung zwischen Katholiken und Protestanten. Wenn man in eine katholische Familie geboren wird, heißt das noch nicht, dass man zur Hl. Messe geht oder im katholischen Glauben erzogen wird. Katholiken, die ein vereintes Irland wollen, bringen dazu Protestanten um, und die Protestanten, die kein vereintes Irland wollen, töten dazu Katholiken. Diese Spannungen waren offensichtlich. Ich habe immer in einer überwiegend nationalistischen Umgebung gelebt, die für ein freies Irland kämpft, was einen kompletten Bruch von Großbritannien beinhaltet. Das ist es, was ich darunter verstand, „katholisch“ zu sein.

Ich habe die Sakramente der Taufe, der Hl. Beichte, der Hl. Kommunion und die Firmung empfangen, aber ich habe nie verstanden – und ich habe auch nie versucht zu verstehen – was ich da empfing. Gott hat in meinem Leben keine Rolle gespielt. Es gab keinen Platz für Gott in einer von Gewalt beherrschten Gesellschaft.

Vielleicht ist es, weil ich aus einer extremen, revolutionären Umgebung komme, dass ich immer schon eine „alles oder nichts“ Person bin.

Ein wildes Kind

Als ich sechs Jahr alt war, wurde ein Bild der Muttergottes von Haus zu Haus getragen, so dass die Menschen davor den Rosenkranz beten konnten. Ich habe gedacht, dass der Rosenkranz ein Gebet ist, das nie aufhört. „Das ist so langweilig!“ So habe ich gedacht. Ich konnte es nicht aushalten. Das Schlimmste war, dass ich kniend beten musste… Ich musste auch jeden Sonntag zur Hl. Messe gehen. Meine Mama und mein Papa haben mich mitgenommen, aber ich habe die ganze Zeit damit verbracht, die Glasfenster anzusehen, die Haare der Menschen oder ihre Nasen… Immer habe ich irgendwohin geschaut, außer auf den Priester und den Altar.

Die Berufung von Schwester Clare (4)

Ich erinnere mich an ein Erlebnis, als ich etwa 7 Jahre alt war und mit meiner Mama und meinen Schwestern in die Kirche gegangen bin. Es war Fastenzeit und alle Bilder waren mit violetten Tüchern bedeckt. Wir sind auf den Chor hinauf gegangen und haben uns von dort die Kreuzwegstationen angesehen, die auf ein weißes Tuch neben dem Altar projektiert wurden. Die Bilder vom Leiden Jesu wurden begleitet von einer Musik im Hintergrund. Der Text lautete: „Jesus, denk an mich, wenn Du in Dein Reich kommst.“ Obwohl ich klein war, hatte alles, was ich gesehen und gehört habe, eine große Wirkung auf mich und ich habe begonnen zu weinen, weil ich nicht verstanden habe, wieso sie „diesen Mann“ so schlecht behandeln.
Als es Zeit für meine erste Beichte war, wurde mir gesagt, dass ich dem Priester alle meine Sünden sagen soll. Ich habe mir gedacht, dass ich keine Sünden habe, denn ich war erst 7 Jahre alt und man kann keine Sünden haben, wenn man erst 7 Jahre alt ist, oder? Zumindest habe ich so gedacht…

Immer schon war ich ein bisschen ein „wildes Kind“ und in der Schule als Klassenclown bekannt. Meine Klassenkameraden sagten: „Hey Clare, mach Frau So-und-So nach.“ Also habe ich die Lehrerin nachgemacht. Meine Hausaufgaben habe ich nicht getan, das haben andere Leute für mich gemacht und ich habe ihnen dafür Zigaretten gegeben. Ich bin in eine Schule gegangen, die von Ordensschwestern geführt wurde. Sie sagten: „Clare, leere Gefäße machen viel Lärm.“ Das war es, was sie mir immer gesagt haben. Vielleicht haben sie mich Wahres gelehrt, aber ich hatte meinen Kopf gerade in den Wolken und dabei nicht zugehört. Ich habe ununterbrochen gesprochen, jedes Mal wenn sie da waren. Nicht mit einer schlechten Absicht habe ich das getan – ich liebte es einfach viel zu reden.

Zur Hl. Messe bin ich gegangen bis ich etwa 15 oder 16 Jahre alt war und meine Mama aufgehört hat zu gehen. Sie dachte, dass meine Schwestern und ich dort sind, aber wir sind jedes Mal nur in den Park gegangen bis die Hl. Messe aus war und dann sind wir wieder zurück nach Hause. Meine Mama hat gedacht, dass wir zur Hl. Messe gegangen sind, aber wir haben es nie getan.

In der Welt von Schauspiel und Fernsehen

Dank der Unterstützung meiner Lehrer habe ich schon in jungen Jahren angefangen, beim traditionellen irischen Festival „Feis Ceoil“ Gedichte aufzusagen, zu singen, irische Tänze zu tanzen usw. Außerdem begann ich, in einem Chor zu singen und Geschichten zu schreiben. Vielleicht weil meine Familie und meine Lehrer darauf beharrt haben, dass ich ein „Unruhestifter“ bin, hatte ich die Vorstellung, in meinem Leben etwas Großartiges zu tun. Ich wollte Schauspielerin sein – aber nicht nur Schauspielerin – sondern eine berühmte Schauspielerin. Nicht nur in Irland wollte ich berühmt sein, sondern auf der ganzen Welt. Mein Ziel war es, es bis nach Hollywood zu schaffen. Ich war also sehr überzeugt von mir selber. „Das ist es, was ich tun will, und ich werde es tun.“ Ich denke, dass das der Grund ist, weshalb mir meine Lehrer gesagt haben: „Du wirst sehr weit kommen.“

Als ich vierzehn Jahre alt war, habe ich in einer Zeitung eine Anzeige gelesen. Im Grunde genommen hieß es da so viel wie: „Für alle emporstrebenden Schauspieler, die davon träumen, eines Tages auf der großen Leinwand zu erscheinen: Dieser Workshop bietet dir die Chance, Erfahrungen und notwendiges Fachwissen zu sammeln, um in Kino oder Fernsehen zu arbeiten.“ Ich habe diesen Workshop besucht und weil er erfolgreich war, konnte ich einer Theatergruppe beitreten und habe sogar einen Manager bekommen. Meine Schauspielkurse habe ich geliebt. Diese Kurse haben darin bestanden, dass man dir sagt, dass du die Beste bist und dass niemand so gut ist wie du. Und natürlich habe ich das alles geglaubt. „Du bist die Beste!“ Alles hat sich um Eitelkeit und das physische Auftreten gedreht. Ich musste zu Castings und Vorsprechen gehen. Immer wenn man zu einem Vorsprechen geht und vor Direktoren schauspielert, muss man sehr überzeugt sein von sich selbst. Das war ein Teil der Vorbereitung. Ich dachte, dass ich besser bin als alle anderen. Ich habe das Theater geliebt: schauspielern, schreiben, aufsagen und führen.

Als ich fünfzehn Jahre alt war, habe ich meinen ersten Fernsehjob bekommen: Auf Kanal 4 in England. Es war eine Sendung mit dem Namen „Get With It!“ – und lief am Sonntagmorgen um 10:30 Uhr. Später habe ich eine andere Sendung beim gleichen Kanal moderiert. Mit sechzehn Jahren wurde ich eingeladen, Moderatorin beim großen Sender „Nickelodeon“ zu sein.

In der Schauspielwelt wird Sünde verherrlicht und es ist schrecklich. Meine Freunde haben alle so gelebt – in Todsünde. Sie liebten es zu trinken, zu rauchen, mit Jungs auszugehen, den Eltern ungehorsam zu sein… sie haben schlecht gelebt – und ich auch.

Eine Begegnung mit dem Allerheiligsten Sakrament

Zwei meiner Freunde wollten zu einem Einkehrwochenende gehen und haben mich eingeladen mit ihnen zu kommen. Ich sagte ihnen, dass ich nicht mit ihnen kommen möchte, weil es etwas Religiöses ist und mich solche Dinge überhaupt nicht interessieren. Also sind sie zu den Exerzitien, und als sie zurückkamen riefen sie: „Du musst gehen! Es ist eine Erfahrung, die das Leben verändert!“ Sie sprachen darüber, wie großartig es war. Also sagte ich: „Gut, das nächste Mal, wenn es ein Einkehrwochenende gibt, dann gehe ich mit.“

Ich ging zu dem Einkehrwochenende, aber schon der erste Abend gefiel mir überhaupt nicht. Sie sprachen darüber, warum Gott das Licht der Welt ist, und ich dachte: „Worüber sprechen die?“ Ich mochte es überhaupt nicht. Es gab Gebetszeiten vor dem Allerheiligsten. Das war das erste Mal, dass ich vor dem Allerheiligsten war, um mit dem Herrn zu sprechen. Unter der Monstranz war ein großes Bild des Herrn mit den Worten: „Jesus, unser Erlöser.“ Ich dachte: „Was ist das alles hier?“ Ein Priester erklärte was es bedeutet, dass der Herr unser Erlöser ist, dass Er am Kreuz für unsere Sünden gestorben ist, usw. Das alles war völlig neu für mich. Der Priester hat uns geraten, mit dem Herrn zu sprechen und ich dachte: „Was soll ich mit diesem Stück Brot reden?“ Ich wusste nicht, dass es der Herr ist. Ich hatte keine Ahnung. Ich wusste nicht, wie man mit Gott spricht. So begann ich, mit Ihm über unwichtige Dinge zu sprechen. Ich erinnere mich nicht mehr genau, was ich gesagt habe, vielleicht habe ich Ihn gebeten, mir bei einem Test zu helfen… Ich denke, es war in der Stille dieser kleinen Kapelle, wo ich zum ersten Mal bemerkt habe, dass Jesus mir etwas zu sagen hat. Ich habe eine Stimme gehört, die versucht hat, mit mir zu sprechen, mir zu sagen, wie ich mich ändern und bekehren soll. Ich habe nicht verstanden, sondern gedacht, dass ich vielleicht verrückt bin. Ich fühlte, wie wenn ich viele Dinge ändern sollte, aber ich habe nichts geändert. Ich dachte: „Der Herr hat kein Recht, mir zu sagen, dass ich etwas ändern soll. Welches Recht hat Er? Er ist nur Gott…“ Ich habe das gedacht, weil ich sehr überheblich war. Ich dachte: „Du willst mir mein ganzes Glück wegnehmen.“ Ich wollte nichts ändern – obwohl der Herr mich rief etwas zu ändern – denn ich war ja „glücklich“.

Der Beginn des Rufes

Nach dieser Erfahrung habe ich begonnen zu beten. Ich habe angefangen, mehr mit dem Herrn und der Muttergottes zu sprechen, aber ich habe immer noch nichts geändert… Weil ich bei den Exerzitien viele Freunde gefunden habe, luden sie mich ein, sonntags zu ihren Gruppentreffen zu kommen. Nach einiger Zeit haben sie mich gebeten, Vorträge zu halten und einer der Gruppenführer bei anderen Einkehrtagen zu sein. Ich war immer noch ziemlich „unreif“, denn meine religiöse Bildung war gar nicht weit. Die Wahrheit ist, dass ich keine Ahnung habe, über was ich bei den Vorträgen gesprochen oder welches Beispiel ich gegeben habe, denn ich hatte wirklich nichts zu sagen. Ich wollte leben und tun was ich im Leben wollte – Gott hatte überhaupt keine entscheidende Rolle in meinem Leben.

Die Berufung von Schwester Clare (7)

Sr. Clare (am Boden) mit Freunden

Eines Tages sind ein paar Ordensschwestern gekommen, um über Berufungen zu sprechen, wie wir Jesus Christus folgen und ein christliches Leben leben sollen, usw. In meinem Inneren habe ich gefühlt, wie wenn sie etwas sagen, das ich leben sollte. Sie sprachen über Berufung und ich habe gefühlt, dass ich eine Berufung habe, obwohl ich keinen blassen Schimmer hatte, was das ist. Sie haben gesagt, dass es eine besondere Berufung ist, wenn Gott eine Person erwählt, um ganz Sein zu sein. Aber ich dachte, dass alle Schwestern über 82 Jahre alt sind und den ganzen Tag „Gegrüßet seist Du Marias“ beten, und ich wollte kein solches Leben. Ich wollte berühmt sein… Ich wollte keine Ordensschwester sein und ich wollte die Berufung nicht.

Ich erinnere mich, dass ich dem Herrn gesagt habe, dass ich mein Leben für Ihn ändern werde und dass ich ganz Ihm gehören möchte. Dann, am nächsten Tag, sagte ich: „Plan geändert. Bye!“

Eine Gratisreise nach Spanien

Leider habe ich schon sehr jung mit 12 oder 13 Jahren angefangen, auf Partys und in Clubs zu gehen und in eine sehr schlechte, weltliche Umgebung zu kommen. Ich habe geraucht und getrunken und war gar nicht fähig, ohne eine Packung Zigaretten zu leben. Als ich 17 Jahre alt war, ist Alkohol für mich ein ernsthaftes Problem geworden. Meine Wochenenden haben darin bestanden, mich mit meinen Freunden zu betrinken. All mein Geld habe ich für Alkohol und Zigaretten verschwendet.

Eines Tages rief mich meine Freundin Sharon Dougherty an und sagte: „Clare, möchtest du nach Spanien fahren? Es ist schon alles bezahlt.“ „Eine kostenlose Reise nach Spanien,“ dachte ich, „zehn Tage Party in der Sonne Spaniens. Natürlich fahre ich!“ Sharon teilte mir mit, dass jeder, der nach Spanien mitfahren möchte, zu einem bestimmten Haus gehen muss, um dort sein Ticket abzuholen. Also gab sie mir die Adresse und sagte, dass sie dort sein wird.

Der Tag kam und ich ging zu dem Haus, in dem ich meine Freunde vermutete. In einem Zimmer waren lauter Leute zwischen 40 und 50 – und sie hatten alle einen Rosenkranz in der Hand. „Fahren Sie nach Spanien?“ fragte ich, ein bisschen ängstlich über die Antwort, die sie mir drei Sekunden später voller Begeisterung gaben: „Ja, wir machen eine Pilgerreise.“ „Was? Eine Pilgerreise? Das heißt nicht, dass man jeden Tag zur Hl. Messe gehen muss, oder?“ Ich wusste nicht, was eine Pilgerreise ist, aber mir war klar, dass es etwas mit der Hl. Messe zu tun hat. Meine Freundin, die auf dem Boden saß, ergänzte: „Clare, ich habe vergessen, dir zu sagen, dass es in einem Kloster sein wird.“ Sofort sagte ich ihr, dass ich nicht fahren möchte. Aber sie antwortete: „Clare, dein Name steht bereits auf dem Ticket. Du weißt, wenn du es zurückgibst, werden sie das Geld verlieren.“ Da gab es keinen Ausweg. Ich musste fahren. Ganz ehrlich habe ich gedacht, dass wir zu einer Touristen-Insel wie Ibiza fahren werden, aber es hat sich herausgestellt, dass es ein Karwochen-Treffen in einer kleinen Stadt in Spanien ist – ohne Strand, ohne Sonne, ohne Partys; es gab dort absolut nichts. Der Mann, der die Tickets bezahlte, hat die Gemeinschaft Home of the Mother ein Jahr zuvor bei einem Karwochen-Treffen kennengelernt und war so begeistert von allem, dass er anderen jungen Menschen die Möglichkeit geben wollte, auch dieselbe Erfahrung zu machen. Jetzt sehe ich, dass es der Weg der Muttergottes war, um mich zu Ihrem Haus, zu Ihrem Heim zu bringen – zum Heim Ihres Sohnes.

Was wirst du für Mich tun?

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Das Kloster, in dem das Treffen für die Heilige Woche im Jahr 2000 stattfand.

Das Karwochen-Treffen in einem Kloster aus dem 16. Jahrhundert war nicht gerade das, was ich im Kopf hatte, als ich daran dachte nach Spanien zu fahren. Ich wollte nicht dort sein. Noch immer erinnere ich mich an unsere Ankunft beim Kloster. Ich war ein sehr oberflächliches Mädchen und das Erste, was ich mir suchte, war eine Zigarette und ein Spiegel. Ich wollte keine Nervensäge sein, aber ich war es. Ein Mädchen, das nur an sich selbst denkt – an ihre Haare und ihre Augenbrauen – ist eine wirklich große Nervensäge. Ich wusste nicht, was die Karwoche, die Heilige Woche, ist. Es hat sich herausgestellt, dass wir fünf Tage in diesem Kloster verbringen, im Geist der Besinnung, um uns auf das Leiden, den Tod und die Auferstehung des Herrn zu konzentrieren.
Während dieses Treffens gab es Glaubensgespräche, Gruppenarbeit, Gebet, Hl. Messe… Ich ging nur zu jenen Veranstaltungen, bei denen ich wusste, dass es jemandem auffallen würde, wenn ich fehle, z.B. zur Gruppenarbeit. Dort habe ich P. Rafael Alonso, den Gründer der Gemeinschaft „Dienerinnen des Heims der Mutter“, kennengelernt, der in meiner Gruppe war. Alle Mädchen meiner Gruppe konnten tolle Sachen sagen über die Hl. Eucharistie, die – wie mir scheint – das Thema des Treffens war. Als sie mich fragten, was ich dazu denke, nahm ich die Zigarette aus meinem Mund und fragte: „Was ist die Eucharistie?“ Sie erklärten mir, was die Hl. Eucharistie ist, aber ich hatte keine Erleuchtung im Glauben sondern antwortete einfach: „Aha!“

Am Karfreitag sagte mir jemand: „Clare, heute ist Karfreitag. Heute musst du in die Kirche gehen.“ Also ging ich zur Liturgie und setzte mich in eine der hintersten Bänke mit einer uninteressierten Haltung. Der Augenblick kam, als alle in der Kirche im Mittelgang nach vorne zur Kreuzverehrung gingen. Ich stellte mich auch in die Reihe, mit den Händen in den Hosentaschen. Ich habe nicht an das Leiden des Herrn oder irgendetwas in diese Richtung gedacht. Ich dachte: „Wann ist das endlich fertig, damit ich rausgehen und eine rauchen kann?“ Aber Gott braucht nicht unsere Mitarbeit, um in einer Seele wirken zu können.

Dann war ich an der Reihe, um das Kreuz zu küssen. Ich erinnere mich nicht, ob ich mich hingekniet oder eine Kniebeuge gemacht habe. Ich erinnere mich nur, dass ich den Nagel geküsst habe, der den Fuß Jesu durchbohrt, und dass ich die Gnade bekam zu verstehen, dass Gott für mich am Kreuz gestorben ist – für meine Sünden, für meine Eitelkeiten, für meine Untreue, für meine Unreinheit… Ich habe gesehen, dass ich den Herrn ans Kreuz genagelt habe und dass der einzige Weg Ihn zu trösten darin besteht, Ihm mein Leben zu geben. Es gibt nichts, was ich tun kann, um Ihn zu trösten, außer ich gebe Ihm mein Leben. Und ich habe das verstanden, ohne irgendeine religiöse Formung zu haben. Ich war ein „wildes Kind“, das Partys feierte und dachte, nach Ibiza zu fahren. In diesem Moment, als ich das Kreuz küsste, hat mich der Herr total aus dem Sattel geworfen. Ich habe nicht verstanden, was geschieht. Es war das erste starke Erlebnis, das ich hatte.

Dieses kurze Ereignis dauerte nur 10 Sekunden. Das Kreuz zu küssen – was so bedeutungslos scheint – hatte so eine starke Auswirkung auf mich. Tertullian schrieb einmal: „Es gibt nichts, was den Geist des Menschen so erstaunt als die Einfachheit der göttlichen Handlungen, die er vollbracht sieht, und durch die Herrlichkeit der Wirkungen, die folgen.“ Ich weiß nicht, wie ich das, was passiert ist, genau beschreiben kann. Ich habe nicht die Chöre der Engel gesehen oder eine weiße Taube, die von der Decke auf mich herabkam. Aber ich hatte die Sicherheit, dass der Herr am Kreuz gestorben ist – für mich. Und zusammen mit dieser Überzeugung spürte ich eine große Traurigkeit, ähnlich wie damals als ich klein war und den Kreuzweg gebetet habe. Als ich zu meiner Bank zurückkam, war schon etwas in mich eingedrückt, was zuvor nicht dort war. Ich begann zu weinen, zu weinen, zu weinen… aber ich war das coole Mädchen… doch jetzt konnte ich nicht aufhören zu weinen. Gott hat mir klar gezeigt, dass Er für mich gestorben ist und dass ich Ihm auch etwas geben sollte. Und dieses etwas war nicht nur ein „Ave Maria“, der Besuch einer Hl. Messe oder eine kleine Verpflichtung. Es war mein Leben.

Das Kreuz, das Sr. Clare geküsst hat

Das war nicht etwas, um das ich gebeten hätte. Ich wusste nicht einmal wie man betet. Es kam von IHM. „Ich bin für dich gestorben. Was wirst du für Mich tun?“ Wegen dieser Einladung, mich Ihm zu geben, bekam ich Angst. Ich dachte mir: „Um dem Herrn zu folgen, muss ich alles hinter mir lassen. Ich bin nicht bereit dazu. Ich habe einen Freund. Ich habe eine Karriere. Ich habe Geld. Ich habe Make-up. Ich habe Zigaretten…“ Mir war bewusst, dass das, um was Er mich bat, viel größer war als meine Kraft, das von mir aus zu tun. Es war ein Ruf Ihm vollkommen zu folgen, alles hinter mir zu lassen – in Wahrheit, nichts für alles zu lassen, denn ER ist alles. Und ich dachte, dass ich nicht fähig sein werde, das zu tun.

Was mir passiert ist: Ich habe gefühlt, dass mich menschliche Liebe nicht erfüllen kann. Ich wusste, dass der Herr mich zu einer größeren Liebe ruft, zu einer totalen Liebe und zu einer vollkommenen Hingabe: ein ungeteiltes Herz zu haben, nur für Ihn allein. Doch ich dachte, dass ich das nicht tun kann, denn ich hatte ein sehr falsches Verständnis von Liebe. Für mich hat Liebe Vergnügen bedeutet, sich selbst suchen – eine eitle Liebe. Ich dachte, dass es eine Schande sein wird, wenn ich mein Leben auf diese Weise hingebe. Aber der Herr hat mich gelehrt: Derjenige, der dieses Leben verliert, indem er sich selbst vergisst, sich selber stirbt, der ist glücklich. Und das ist die Wahrheit. Ich habe „das Leben“ gelebt und ich weiß es, wie die hl. Edith Stein gesagt hat: „Das Wesen der Liebe ist Hingabe.“ Es bedeutet, sich selbst hinzugeben – sich selbst zu vergessen. Wenn man dem Herrn folgt, betritt man eine Schule der Liebe, wo man von Ihm lernen muss – und man lernt durch den Blick auf das Kreuz. Durch den Blick auf Jesus am Kreuz habe ich viel Licht erhalten und das Wissen, dass Er es aus Liebe getan hat und mich bittet, dasselbe zu tun, trotz meiner Angst. Lieben ist nicht einfach, denn wir sind egoistisch, wir schauen immer auf uns selbst – immer, immer. Aber ich habe gesehen, was Er für mich getan hat, und ich kann sagen: „Herr, ich bin sprachlos. Du bist für mich gestorben. Wie kann ich dann nicht mir selber sterben, auf mich selbst verzichten?“

Nach diesem Erlebnis sagte ich zum Herrn: „Ich werde tun, was auch immer Du willst.“ Aber nachdem ich zurück in Irland war, habe ich die Gnade vergessen, die Gott mir geschenkt hatte. Es ist so leicht, Ihm während Exerzitien oder wenn man die Liebe Gottes „fühlt“ zu sagen: „Ich werde alles tun, um was Du mich bittest“… Aber wenn man „vom Berg herunter kommt“ ist es nicht leicht. An alles, was wir Ihm „auf dem Berg Tabor“ gesagt haben – selbst mit Tränen in den Augen – müssen wir uns dann erinnern, es wiederholen und leben: wenn wir „vom Berg herunter kommen“ und zurückkehren in unser Umfeld und die tägliche Routine. Die hl. Edith Stein sagte: „Der Gekreuzigte schaut herab auf uns und fragt uns, ob wir immer noch bereit sind, das einzulösen, was wir Ihm in einer Stunde der Gnade versprochen haben.“

Ich möchte, dass du wie sie lebst

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Sr. Clare 2000 bei der Pilgerfahrt

Bei dem Treffen in der Karwoche hat mich P. Raphael eingeladen, mit den Jugendlichen der Gemeinschaft Heim der Mutter zum Weltjugendtag nach Rom zu fahren. Es war im Jahr 2000. Ich habe die Einladung angenommen, obwohl ich weder wusste, wer Johannes Paul II. ist, noch was der Weltjugendtag ist. Während dieser Pilgerreise durch Italien hat die unmissverständliche Stimme Gottes erneut in mir zu sprechen begonnen. Ich gebe zu, dass ich diese Reise nicht so gut genutzt habe. Es war für mich viel interessanter, in italienische Geschäfte zu gehen als in Kirchen und Kathedralen. Ich möchte ein Beispiel dafür geben, wie ich war. Alle anderen haben Rosenkränze gekauft, Herz-Jesu-Statuen für ihre Großeltern oder solche Dinge… Und ich? Was habe ich gekauft? Nun, ich habe ein Feuerzeug gekauft, das wie ein Toilettensitz aussieht und bei dem die Flamme herauskommt, wenn man den Deckel hochhebt. Außerdem habe ich ein orangenes Armband mit chinesischen Schriftzeichen gekauft, das einem „Creative Energien“ geben soll. Ich erinnere mich, dass ein Mädchen den Priester gefragt hat, ob er ihre Rosenkränze und Statuen segnen kann und ich rief: „Schaut, was ich habe.“ So war ich bei der Pilgerreise. Ich saß immer mit ein paar Mädchen ganz hinten im Bus und wir haben nie mit den anderen den Rosenkranz mitgebetet.

Aber: Stimmt es nicht, dass der Gute Hirt die neunundneunzig Schafe zurückgelassen hat, um das eine verlorene Schaf zu suchen? Nun, dasselbe hat Er bei mir getan. Er hat nach mir gesucht, bis Er den perfekten Moment gefunden hat, um mir zu sagen: „Ich möchte, dass Du lebst wie sie.“ Es war erneut ein Stups in mein Herz. Ich habe verstanden, dass ich das Leben der Schwestern leben soll und Er mich genau dazu ruft. Mir war bereits bewusst, dass ich mein Leben geben soll, aber jetzt zeigte Er mir, wie ich es geben soll: Wie die Schwestern – in Armut, Jungfräulichkeit und Gehorsam. Ich habe die Musik lauter gestellt, die ich gerade bei der Busfahrt angehört habe, um alles zu übertönen und nicht auf das zu achten, um was Gott mich bittet. Sofort habe ich gesagt, dass es unmöglich für mich ist. „Ich kann keine Schwester werden! Ich kann nicht aufhören zu trinken, zu rauchen, auf Partys zu gehen, auf meine Karriere verzichten oder auf meine Familie…“ Und dennoch hat mir der Herr versichert, dass Er, wenn Er um etwas bittet, immer auch die Gnade und die Kraft gibt, es zu tun. Ohne Seine Hilfe hätte ich niemals das tun können, was ich tun musste, um Seinen Ruf zu beantworten und Ihm zu folgen. Junge Leute fragen oft: „Wie weiß man, ob man eine Berufung hat?“ Ich gebrauche die Worte von Mutter Teresa, die sie gesagt hat, als sie dasselbe gefragt wurde: „Wenn ein Mädchen den Ruf hört, dann weiß sie es. Vielleicht weiß sie nicht, wie sie es erklären kann, aber sie weiß es.“

Als all das passiert ist, war ich 17 Jahre alt. Ich bin zurück nach Irland, um mit dem letzten Jahr die High School abzuschließen. In diesem Jahr habe ich zwei sehr große Gnaden erhalten, die mich aufgeweckt und verändert haben.

Warum hörst du nicht auf, Mich zu verletzen?

Wie zuvor schon erwähnt, habe ich sehr viel getrunken. Ich liebte es, ein Partyleben zu leben, in Clubs zu gehen mit allem, was dazu gehört. Nachdem ich nach Irland zurückgekehrt war, lebte ich weiter wie zuvor: in Todsünde. „Aber ich falle zurück in die Sorgenlast dieser Erde, durch das Gewicht meines Elends; bin wieder verschlungen in den Gewohnheiten, und halte fest an ihnen.“ (hl. Augustinus) Ich kam zurück zu meinem Freundeskreis, zu meinem Freund… ich konnte nicht aufhören mit all dem. Ich fühlte mich so, als hätte ich nicht die Kraft dazu. Natürlich hatte ich nicht die Kraft dazu, denn ich habe den Herrn nicht um Hilfe gebeten. Ich wollte es selbst tun und konnte es nicht. Andererseits konnte ich die Schwestern nicht vergessen. Während des ganzen Jahres hat mich der Herr gerufen, Er hat versucht mit mir zu sprechen, Er hat nach mir gerufen… aber ich wollte nicht hören. Es war wie ein sehr harter innerer Kampf. Der Herr sagte mir: „Du musst aufhören damit. Du musst mit deinem Freund Schluss machen. Du kannst dein Herz nicht deinem Freund geben, weil dein Herz Mir gehört.“ Und ich wollte nicht. Ich wollte es und wollte es gleichzeitig doch nicht. Es scheint lächerlich. Da war ich – umgeben von Menschen, von einer Party zur nächsten, sehr beschäftigt in der Schauspielwelt, und ich konnte nicht aufhören an die Schwestern zu denken.

Nach und nach hat alles, was mich bisher glücklich gemacht hatte, an Bedeutung verloren, und ich erlebte eine tiefe innere Leere. Eines Abends, als ich gerade in einer Disko war, fühlte ich ganz stark den Blick des Herrn auf mir, während ich in einer Toilettenkabine kurz davor war, mich zu übergeben. Ich habe oft so viel getrunken, dass ich die Kontrolle verlor, in einem sehr schlimmen Zustand endete und von zwei Männern hinaus auf die Straße getragen werden musste. Es gab viele Nächte, in denen ich wie ein armes Mädchen draußen auf der Straße war. Es war wirklich, wirklich schlimm. Und in dieser Nacht – dort im Toilettenraum der Disko – als ich gerade dachte, mich übergeben zu müssen, fühlte ich sehr stark den Blick des Herrn. Ich fühlte ihn so stark, dass ich zuerst dachte, einer meiner Freunde steht auf einer der anderen Toiletten (es gab drei Kabinen und ich war in der Mittleren) um zu sehen, ob es mir gut geht oder nicht. Der Blick war so intensiv. Und sofort hörte ich die Stimme des Herrn in meinem Inneren, der mir sagte: „Warum hörst du nicht auf, Mich zu verletzen?“ Ich wusste, dass der Herr bei mir ist und auf mich schaut. Wenn man den Blick des Herrn fühlt, ist es etwas Durchdringendes. Mir wurde bewusst, dass ich den Herrn erneut kreuzige durch meine Sünden, meine Betrunkenheit… Ich verstand, dass ich durch meinen Lebensstil und mein Nichtentsprechen zu dem, was der Herr von mir erbittet, mir selbst schade und ebenso Gott verletze. Im Film „Die Passion Christi“ gibt es einen Moment, wo der Herr in Gethsemane ist und Judas zu Ihm kommt und Ihm einen Kuss gibt. Der Herr blickt ihn an mit einem Blick voll Liebe aber auch voll Schmerz, so als würde Er sagen: „Du bist Mein Freund. Wie kannst du Mir das antun?“

Ich habe alles… und ich bin nicht glücklich

Als ich 18 Jahre alt war, habe ich in einem Film mitgespielt. Es war ein politischer Film über Irland mit einer Menge Gewalt, Rache und Feindschaft. Ich hatte eine kleine Rolle, denn um berühmt zu werden muss man klein beginnen: Schritt für Schritt. Es ist nicht so, dass man über Nacht nach Hollywood kommt.

Ich musste nach Manchester (England) gehen. Nun, wenn du einen Film drehst, hast du eine Dame, die dir das Make-up aufträgt, eine Dame, die dir die Autotür öffnet, eine andere, die dir in den Mantel hilft und so weiter. Sie bringen dich in die besten Hotels und zu den besten Restaurants. Ich hatte das alles.

Sr. Clare (links) als Kandidatin

Ich erinnere mich an einen Abend – abends gehen die Regisseure und Schauspieler in ein Restaurant, um etwas zu essen und so weiter. Weil ich am Abend zuvor völlig betrunken war, habe ich gesagt, dass ich dieses Mal nicht mit ihnen ausgehe. Und tatsächlich habe ich es nicht getan, sondern bin zurück in mein Hotelzimmer. Ich erinnere mich, dass ich auf meinem Hotelbett gesessen bin und den Zeitplan für den nächsten Tag angeschaut habe. Darauf steht, dass der Chauffeur mich um 7:30 Uhr abholen wird, usw. Während ich mir den Plan anschaute, habe ich begonnen zu weinen. Ich habe geweint und geweint – stundenlang – ohne fähig zu sein aufzuhören, denn in diesem Moment habe ich begriffen, dass ich alles hatte: Eine Menge Freunde, einen Freund, Erfolg als Schauspielerin, Geld, … und gleichzeitig fühlte ich in mir eine große Leere. „Ich bin hier und habe alles.“ Hätte mich jemand gesehen, hätte er gesagt: „Du bist so glücklich!“ Aber ich habe gefühlt, wie wenn nichts von all diesen Dingen mich erfüllen kann: Weder Erfolg, noch Berühmtheit, noch menschliche Liebe. Alles schien mir so begrenzt und dass es etwas geben muss, das mehr ist. Ich hatte alles, was ich mir je gewünscht habe, doch ich war nicht glücklich. Ich war eine arme, miserable Person, die nichts hat. Ich wusste, dass ich nur wirklich glücklich sein kann, wenn ich tue, was Gott von mir möchte. Alles was ich dachte, dass es mich glücklich und frei macht, hat mich nur festgebunden und getäuscht.

Der Herr hat mir gezeigt, wie sehr ich Sein Heiligstes Herz durch meinen verrückten Lebensstil verletzt habe. Ich wusste, dass ich alles verlassen und Ihm folgen soll. Ich habe klar erkannt, dass Er mich bittet Ihm zu vertrauen, mein Leben in Seine Hand zu geben und Glauben zu haben. Ich wusste, dass der Herr mich ruft Sein zu sein in der Gemeinschaft der Dienerinnen des Heims der Mutter – mein Leben hinzugeben, sodass andere Ihn kennenlernen können – und ich habe Ihm andere Dinge vorgezogen. So habe ich in diesem Moment getan, was die hl. Teresa von Avila „entschlossene Entschlossenheit“ nennt, das heißt: „Es ist genug! Der Friede, den ich gefunden habe mit Dir und in der Gemeinschaft, den kann ich nirgendwo anders finden. Ich muss diesen Schritt tun – jetzt oder nie.“ Es stimmt, was der hl. Bonaventura sagte: „Voluntas Dei, pax nostra“ – „Der Wille Gottes ist unser Friede.“ Das passierte während der Dreharbeiten zu dem Film, im Februar oder März.

Ich wusste: Wenn ich mit der Schule fertig bin, werde ich nach Spanien gehen und dem Herrn alles geben. Und der Herr hat mir die Gnade und die Stärke gegeben, alles zurücklassen zu können. Wenn wir uns Gott öffnen, nimmt Er unsere Angst weg und gibt uns Frieden – wahren Frieden und wahre Freude. Das ist es, was der hl. Augustinus sagte: „Auf Dich hin hast Du, o Gott, uns erschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Dir.“ Unser Herz ist von Gott und für Gott erschaffen und nur Gott allein kann es erfüllen. Ohne Gott zu leben ist ein Widerspruch. Es frustriert uns. Wir können dann nicht glücklich sein. Wie die hl. Teresa auch gesagt hat: „Gott allein genügt.“ Du suchst in der Welt nach Dingen, die dich mit Freude erfüllen, aber nichts kann dich so mit Freude erfüllen wie der Herr. Die Dinge der Welt zählen nicht, denn sie vergehen. Wenn du Gott hast, hast du alles – du bist glücklich. Und ich kann das sagen, denn ich lebe es und ich kann sagen, dass ich glücklich bin.

Ich werde Ordensschwester!

Schwester Clare am Tag ihres ewigen Gelübdes

Als ich in der Schule sagte: „Mädels, ich muss euch was sagen: Ich werde Ordensschwester!“, hätte man von dem Lachanfall taub werden können. Meine Freunde sagten: „Du bist verrückt!“ Sie weinten und meine Familie hat es nicht verstanden – allerdings habe ich auch nicht dementsprechend gelebt. Ich habe gesagt, dass ich Schwester werde, aber ich hielt in der einen Hand ein Bier und in der anderen eine Zigarette. „Wohin gehst du? Sie werden dich in zwei Wochen hinauswerfen.“ Darum hat mir der Herr eine wirklich große Gnade gegeben und das Licht, um zu verstehen: Obwohl ich sehr schwach und arm bin, wird Er mir die Kraft geben es zu tun, wenn es das ist, was Er von mir erbittet. Ich erkläre das so, wie wenn man oben auf einer Klippe steht und weiß, dass man springen muss. Man hat wirklich Angst aber man weiß, dass man springen muss, denn die Hände, die einen auffangen, sind die Hände Gottes.

Ich wusste, dass ich mein Land verlassen muss – dass ich alles lassen muss. Ich habe das genau gewusst. Ich wusste, dass ich alles hinter mir lassen muss, und es war wie ein Sprung von einer Klippe. Ich habe die Kontrolle über mein Leben verloren, weil ich es Ihm gab. Ich wusste, dass ich nicht in ein Nichts springe, sondern dass die Hände des Herrn und der Muttergottes mich auffangen und mir meine Würde, meine Freiheit und die Wahrheit dessen, was ich war, zurückgeben können. Als Schauspielerin muss man viele Masken tragen und man muss es auch, wenn man keine Schauspielerin ist… Wir tun das immer – vor diesem Jungen, vor diesem Mädchen, vor meiner Mama, vor diesem Lehrer, vor diesem Priester… Wir tragen immer Masken. Der Herr nimmt dir mit viel Güte aber auch mit Seinen Forderungen diese Masken ab, um dir zu zeigen, wer du wirklich bist und später auch, wer Er ist. Und das erfüllt dich mit großer Freude.

Jahre später, als ich bereits mein Ordenskleid getragen habe und kurz vor den ewigen Gelübden war, hat mich einer meiner Cousins getroffen. Er sagte: „Clare, ich habe dich schon gekannt, bevor du Ordensschwester geworden bist. Wenn ich dich jetzt sehe, kann ich nur sagen, dass du entweder verrückt bist oder dass Gott wirklich existiert.“

In Jesaja 55,8 lesen wir: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege – spricht der Herr.“ Gott weiß, was Er tut. Wir müssen nur auf Ihn vertrauen.

Glücklich gottgeweiht

Die Berufung von Schwester Clare (13)

Im Juni habe ich mit Gottes Gnade Irland und alles andere hinter mir gelassen. Ich bin nach Spanien gekommen ohne Spanisch zu können. Ich wusste nur ein paar Wörter: gusano (das heißt Wurm) und ajo (bedeutet Knoblauch). Am 11. August bin ich als Kandidatin in die Gemeinschaft eingetreten. Und dank Gottes Barmherzigkeit bin ich da. Es stimmt, dass ich am Anfang die Versuchung hatte zurückzukehren, aber vor der Hl. Eucharistie und dem Kreuz habe ich verstanden, dass ich eine viel größere Liebe gefunden habe. Natürlich liebt man das eigene Land und die eigene Familie, aber Gott ist viel mehr wert als das alles. Einmal habe ich zum Herrn gesagt: „Aber warum muss ich alles lassen?“ Und Er antwortete mir: „Du lässt alles, damit du Mich findest. Aber ich werde deine Mama sein, dein Papa, deine Sprache, dein Land, … Ich werde alles für dich sein.“

Jetzt bin ich eine glückliche Gottgeweihte in der Gemeinschaft der Dienerinnen des Heims der Mutter. Ich höre nie auf zu staunen über die Art, wie der Herr in den Seelen wirkt, und wie Er das Leben von jemandem total verwandeln und ihr oder sein Herz erobern kann. Ich bin dem Herrn dankbar für die Geduld, die Er mit mir hatte und auch immer noch mit mir hat. Ich frage nicht warum Er mich erwählt hat – ich akzeptiere einfach, dass Er es getan hat. Ich bin total abhängig von Ihm und von der Jungfrau Maria und ich bitte sie um die Gnade, dass ich die sein kann, die sie möchten. Er ist treu und Er ruft mich zu ewiger Treue aus Liebe. Ich möchte Ihn für immer lieben. Obwohl meine Liebe arm und schwach ist, weiß ich, dass, wenn ich mich in Seine Hände lege, Er mir die Kraft geben wird Ihn so zu lieben wie ich soll und mein Leben für Ihn hinzugeben. Liebe ist, das Leben hinzugeben für den, den man liebt. Ich vertraue Ihm. Er hat mich hierher berufen und Er weiß was Er tut. Ich weiß, dass ich es allein nicht tun kann, aber auf Ihn vertrauend wird Er mir die Kraft geben.

Zugegeben: Die Berufung zum Gottgeweihten Leben ist so ein großes Geschenk, dass es die Person, die berufen ist, verwirrt. Gott blickt auf eine arme Seele, sodass sie in Ihm und mit Ihm leben kann und Ihm auf diese Weise helfen darf, die Welt zu retten. Das ist wirklich verrückt – aber, gesegnete Verrücktheit! Wir wären verrückt, wenn wir nicht antworten auf das, was Gott von jedem von uns möchte. Denn das, um was Er uns bittet, ist das Beste für uns. Wir sind zu Großem erschaffen, nicht zur Bequemlichkeit.

Ich schließe mit ein paar Worten, die Papst Benedikt XVI. voll Eifer und Kraft bei seiner ersten Hl. Messe als Nachfolger Petri gesagt hatte:
„Haben wir nicht alle irgendwie Angst? Wenn wir Christus ganz hereinlassen in unser Leben, wenn wir uns Ihm ganz öffnen, haben wir dann nicht Angst, dass Er uns etwas nehmen könnte? Haben wir nicht vielleicht Angst, etwas Bedeutendes aufzugeben, etwas Einzigartiges, etwas, das unser Leben schön macht? Riskieren wir es dann nicht, dass am Ende unsere Freiheit weniger wird und wir benachteiligt werden? Noch einmal möchte der Papst sagen: Nein! Wenn wir Christus in unser Leben lassen, verlieren wir nichts, nichts, absolut nichts von dem, was unser Leben frei, schön und groß macht.“ Das kann ich bezeugen.

Lang lebe der Herr! Lang lebe die Muttergottes! Lang lebe der Papst! Lang leben die Schwestern! Und jetzt bist du dran, nach mir zu wiederholen: „Lang leben die Schwestern!“

Die Berufung von Schwester Clare (2024)

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