Im Test: ROK Espresso - crema Magazin (2024)

Den ROK Espressobereiter wollten wir schon lange mal testen. Also haben wir im Internetz einen bestellt, auf den Testtisch platziert, Bohnen gemahlen, eingefüllt und die Hebel runtergedrückt.

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Heilix Blechle – die sieht mal gut aus. Wir haben uns irgendwie von jetzt auf gleich in die ROK Espresso verliebt. Und das erst nicht seit gestern, sondern schon etwas länger. Eigentlich seit 2002, dem Erscheinungsjahr der „Presso“ – wie sie früher mal hieß. Erst seit 2013 firmiert sie unter dem Namen „ROK“. Der Espresso Maker sieht zwar aus wie ein überdimensionaler Korkenzieher für eine gute Flasche roten Bordeaux, doch das macht sie so einzigartig. Vielleicht ist gerade deshalb die ROK so interessant, weil sie einfach anders ist. Kaffee ohne Strom zubereiten, in Zeiten der Energiewende ein gelungenes Produkt. Ein Tusch auf den Chief Designer Patrick. Und in Zeiten von Inklusion in der Gesellschaft erst Recht, möge sie unter den anderen Espressobereitern Anerkennung und ihren Platz unter ihresgleichen finden. Stellen wir uns die Frage, ob das Gerät zu unseren anderen Kaffeebereitern der heimischen Küche passt und entsprechend Anerkennung findet oder nach dem Test eine Aussenseiterrolle fristet wird. Zur Beantwortung der Frage, bestellten wir flugs die la belle für rund 180 € im Netz, weil sie auf Herz und Nieren geprüft werden möchte.

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Facelift

Umes gleich vorwegzunehmen: vor rund zwei Jahren launcht die ROK GC, dieverbesserte und überarbeitete Version der ROK. „GC“ steht für glass composits(Glasverbundwerkstoff). Die Druckkammer wurde neu konstruiert und soll nach demFacelift einen höheren Druck aushalten können. Umrüstkits auf die aktuelleVersion sind für alle älteren Modelle im Zubehörhandel erhältlich.

Unboxing

Eintreffensoll die ROK in einer schmucken Blechdose. Zumindest so wurde der EspressoMaker seit Jahren angepriesen. Wir sind gespannt.

Umverpackungaus stabilem Karton öffnen. „Husch husch aus dem Körbchen“, möchte derKaffeeliebhaber denken. Gedacht getan. Huch. Was ist das? Die Blechdose scheintdem Facelift zum Opfer gefallen zu sein. Schade, aber seien Sie ehrlich: DieROK gehört in die heimische Auslage, genannt Vitrine, oder in die Küche – ohneBlechdose.

Materialdes guten Stückes: verchromtes Aluminium. Zu Beginn des Textes sprachen wirnoch euphorisch vom „Heiligs Blechle“. Von dem Blech ist allerdings nicht mehrviel übrig geblieben. Schade, passt Aluminium so gar nicht mehr in die heutigeZeit, soll es doch Krebs verursachen. Allerdings sind alle direkt vom Wasserberührten Teile meist aus Kunststoff. Der mitgelieferte Siebträger ist wenigstensaus gut gestanztem und gebogenem Metall. Selbiges gilt für das passgenaueMetallsieb, welche augenscheinlich gleichmäßige und bis zur Filterwand ragende gleichbleibende Lochstanzungen aufweist. Die Feder spannt das Sieb wahnsinnig ein.Nur mit Hilfe eines Messers ist das Sieb zu lösen. Einen Siebträgerhalter füreinen Single und gleichzeitigen Double-Shot mit einem Auslauf a´la Cialda-Filter?Wie soll das gehen? Ruhig Blut. Wir merken, die Unterkoffeinierung setzt langsamein, der Tester wirk kribbelig und lechzt nach schwarzem Gold. Es ist stetshilfreich vor dem Meckern alle Umverpackungen genauestens auf Warenrückständezu prüfen. Siehe da, ein wahrlich unscheinbares Plexiglasteilchen, welchen den „Singleauslauf“auf ein „Doppelten“ umrüsten soll, ist mit von der Partie. Alles ist gut. Fast.Beim Aufstecken des „Verteilers“ ist Fingerspitzengefühl angesagt. Ist das aus Erdölbasierte Produkt bereits eingerastet? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. In Anbetrachtder Tatsache, dass Patrick sich mit der Konstruktion des Coffee Makers richtig Mühegegeben und ein wohl unkaputtbares Gerät erschaffen hat, scheint ihm hier diePuste ausgegangen zu sein. Da torkelt der Auslauf in der mutmaßlichen Halterunglethargisch hin- und her. So etwas haben wir nicht erwartet. Schon gar nicht ansolch einer exponierten Stelle.

Bedienungsanleitung

WelcheAnleitung? Der User findet lediglich an der Maschine ein am Faden hängendes Faltkärtchen,welches drei handgemalte Bilder ziert. Von Angaben wie groß die Menge anPulver, wie fein der Mahlgrad und wie lange die Extraktionszeit sein soll,bleibt ein Rätsel. Da heißt es wohl viel Zeit mitbringen und testen. Eigentlichnicht so verkehrt, handelt es sich um keinen „one button Kaffeevollautomat“.

Vorgehensweise

Allemit Wasser berührten Teile müssen vor dem eigentlichen Bezug heiß sein.Schließlich wünschen wir hot Espresso statt Cold Brew. Also Siebträger ohneFilter einspannen. Hoppla, dies geschieht von rechts nach links – alsoSeitenverkehrt wie wir es sonst gewohnt sind. Wasser im Wasserkocher (sovielzum stromlosen Kaffee und Energiewende) zum Sieden bringen und anschließend inden schwarzen Behälter on top einfüllen. Die nach unten stehenden Flügel derROK leicht nach oben ziehen, um so den Wasserbezug zu starten. Dies mussmehrmals durchgeführt werden, um das System innerlich zu wärmen. Leider kühltder 2,6 Kilo leichte Alu-Kunststoff-ROK sehr schnell aus. Um der Auskühlungvorzubeugen ist schnelles Arbeiten angesagt.

Bohnen

Währendwir fortan die ROK mit brühheißem Wasser füttern, mahlen wir 100 ProzentRobusta Bohnen mit dem spannenden Namen „Elfenbeinküste“ aus der Rösterei „Arabica“aus Ludwigsburg. Als Mahlgrad testen wir eine für Siebträger geeignete Espresso-Einstellung und wiegen exakt 15Gramm ab. Aufgrund der kleinen Filtergröße beim Einfüllen Acht geben, sonstlandet ein Großteil des Mahlgutes unschön auf der Arbeitsfläche. Als sinnvolleErgänzung liegt ein kombinierter Messlöffel und Tamper bei. Aufgrund der etwasunglücklichen Konstruktion ist der Tamper nur bedingt zu gebrauchen, da einKunststoffteil ein ebenes Tampern verhindert. Ein Fall fürs nächste Faceliftoder der im Zubehör zu findende massive und schwere ROK-Tamper.

It´s ROK´n Roll time

Endlichnähern wir uns dem Höhepunkt. Der Spannungsbogen wächst. Stellen wir die Flügelunserer ROK in die untere Ausgangsposition, füllen „Pi mal Daumen“ rund 60 Milliliterein in das obere schwarze Loch und ziehen die Hebel laaaaangsam nach oben. Wievon Geisterhand verschwindet das heiße Wasser im schwarzen Ausguss oder nettergesagt im „Druckstempel“. In Stellung „oben“ beginnt der Pre-Brew. Eine tolleSache, die Zeit des Vorbrühens kennt keine Grenzen und kann individuellgestaltet werden. Nun bauen wir Druck auf, nach rund einer Sekunde rinnt dasWasser fast widerstandslos durch den Filter. Die nicht vorhandene Qualität istunschwer zu erkennen. So trinken wir keinen Espresso. Die komplette Prozedur – dieFütterung des Gerätes mit heißem Wasser, Leerbezug, Bohnen mahlen – dieses Malmit einem noch feineren Mahlgrad – wird wiederholt. Ergebnis? Besser. Trotz desmächtigen Robustas ist eine Crema nur ansatzweise zu erkennen, der Espresso istlauwarm und schmeckt wie eingeschlafene saure Füße. Nach Entnahme desPortafilters ist unschwer auch hier der Klimawandel zu erkennen: der Puk siehtwie ein Acker aus dem Jahr 2018 aus – trocken und durchzogen mit Rissen. Wir gebennicht auf und testen weiter. Irgendwie ist der Spannungsbogen überspannt, soeine rechte Lust verspüren wir nicht mehr nach neuem Kaffee. Dennoch lassen wiruns nicht beirren. Mehrere Versuche mit einem stetigen feineren Mahlgrad plusMengenerhöhung später, lassen wir unsere Muckis richtig spielen, drücken wiedie Ochsen die Flügel nach einer acht sekündigen Quellphase des Mahlgutes genErdmittelpunkt und bringen das labberige aus Weichkunststoff gefertigteDuschsieb zum Kollaps. Wasser tropft unkontrolliert aus dem Maschinchen. Abersiehe da: auch ein Espresso mit annehmbarer Crema und endlich feinerem Duft. Wirsind verblüfft. Der sensorische Test bringt eine leichte kaum wahrnehmbareSäure, eine deutlich erkennbare Süße und tatata die Lust auf mehr. Nur müssen wiruns mit einem mittelmäßig warmen Espessso begnügen. Naja, Lippen verbrennt sichbei der ROK wohl niemand. Ein kleiner Trost. Der Puk, wir hätten es nichtanders erwartet, gleicht einem Acker der unter der Sinnflut gelitten hat.Weitere Einstellungsveränderungen bringen ein Plus an Geschmack hervor.Allerdings auch dort in lauwarmer Form.

Revisionierbareikeit

Mitvier Inbusschrauben ist sowohl das Duschsieb als auch der innen liegendeStempel recht komfortabel zu reinigen. Selbstredend können Verschleißteile auchvon Laien unkompliziert ersetzt werden. Gut gemacht!

Inklusion oderExklusion?

Esist unbestritten, die ROK rockt die Küche und zeigt manchem schnöden undeinfallslosen Herdkocherchen, wie Design heute geht und was aus Alu gezaubertwerden kann. Hegen Sie noch Bedenken gegen eine Inklusion? kein Problem. Denletzten Rest an Skepsis verdrängen sowohl der bodenlose Siebträger, der massiveTamper und für schlappe 190 € die passende Handmühle. Das Design aller Produktesind die wahren Schätze der Gerätschaften. Sensorisch allerdings muss sie sichseinen beliebten Konkurrenten geschlagen geben.

Unser Segen für die Inklusion hat die ROK. Wir wünschen unserem Dauergast in der Küche allzeit gutes Aussehen und einen wunderbaren und wenig arbeitsreichen Start in den Alltag.

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